Mythologie: Der Phönix - Teil 3 - Ägypten

Ägyptische Mythologie

Bereits in der ägyptischen Mythologie gibt es Benu, meist dargestellt in Form eines menschengroßen Reihers, mit einem gold-roten Gefieder und zwei langen Federn vom Hinterhaupt aus. Es wird vermutet, dass es sich bei dem Vogel um eine bereits ausgestorbene Reiherart aus den Arabischen Emiraten handelt (Ardea bennuides). Außerdem wurde der Benu dargestellt als Reiher mit unterschiedlichen Kronen, in Menschen- oder Mumiengestalt mit Reiher- oder Falkenkopf. In der klassisch antiken Kunst wird er in Ägypten mit einem Strahlennimbus dargestellt.  Am meisten ist wohl im Totenbuch von ihm die Rede. Im Mythos über den Benu wird erzählt, dass er das erste Wesen nach der Schöpfung sei, das sich auf dem aus der Flut neu aufgetauchten Land niederlässt.
Als Gottheit wurde er häufig als „großer Benu“, „göttlicher Benu“ oder als „prächtiger Benu“ bezeichnet. Vor allem mit dem Sonnengott Re steht er in Verbindung oder wird mit ihm gleichgesetzt.  Ebenso hat Benu auch eine Verbindung mit Osiris und erscheint neben dem Grab des Osiris auf einem dort stehenden Baum.

Verehrt wurde der Benu an mehreren Orten. Zu allererst in Heliopolis, wo er einen eigenen Tempel hatte. Im 7. Oberägyptischen Gau in Diospolis Parva, im 18. Oberägyptischen Gau in Hut-Benu, in Herakleopolis, Edfu und Sais.

Heliopolis (Sonnenstadt, altägyptisch lunu, On genannt im Alten Testament) war eine Stadt in Unterägypten. Dort befanden sich der Atum-Tempel sowie der Re-Harachte-Tempel und auch das so genannte Haus des Benu. Der Sonnentempel existiert nur als Ruine.
In unserer heutigen Zeit befinden sich dort ein Ruinenfeld und eine Ausgrabungsstätte. Der Stadtteil Heliopolis im nordöstlichen Bereich der Stadt Kairo ist nach dieser Sonnenstadt benannt.

In der ägyptischen Mythologie wird er als Ur- und Schöpfergott gesehen, der aus sich selbst entsteht, seine Geburt findet u.a. auf einem Weidenbaum in Heliopolis statt.

"Ich bin das Heute.
Ich bin das Gestern.
Ich bin das Morgen.
Meine wiederholten Geburten durchschreitend
Bleibe ich kraftvoll jung.“
(Ägyptisches Totenbuch, Kapitel 64)


In der Stadt Edfu ist er eine Form des Gottes Horus und Vater von Hathor und ist dort auch als Toter bestattet. Außerdem wird er in der Mythologie verbunden mit einem langen Leben. Durch seine Verbindung mit den Totengöttern Atum und Osiris erhoffte man im Jenseits von ihm eine ungehinderte Beweglichkeit. Im Totenbuch heißt der Benu die Seele des Ria, auch des Osiris, der Tote setzt sich dem Benu gleich. Er fährt in einem Kahn, in dem sich auch Ria und der Benu befinden. In der 21. Dynastie legte man zum Schutz der Innereien einen Benu aus Wachs in die Mumienbinden.

© Public Domain (Wikipedia)

Zuerst wurde Benu als altägyptischer Totengott (Altägyptisches Reich 2700 bis 2200 v.Chr.) verehrt. Später wurde er in der ägyptischen Mythologie als göttlicher Vogel in Gestalt des Purpurreihers verehrt, der als Zugvogel wieder-/neugeboren zurückkehrte. In der ägyptischen Astronomie wird Benu der Venus gleichgesetzt und hat auf den Darstellungen einen Glorienschein.

Im Mittleren Reich (2137 bis 1781 v. Chr.) wurde der Benu bei Sonnenuntergang als Falke gesehen, welcher die Nacht im Jenseits (Duat) verbrachte und am nächsten Morgen in der Morgenröte als Reiher neu geboren wurde. Desweiteren wurde geglaubt, dass der Benu / Banu die Ba-Seele des Osiris sei, die sich im Balg (Imiut) des Anubis aufhielt bis zur Wiedergeburt. Die Ba-Seele wird als Teilaspekt der Seelen bezeichnet (Alter Ego - Außenseele), welcher sich von einem Körper ablösen, sich entfernen und agieren kann. Nach dem Tod manifestiert sich das Ba als heiliges Tier. In den Totenbüchern wird das Ba u.a. als Falke oder Kranich beschrieben, der zum Himmel fliegt (= die Verknüpfung mit Benu / Banu).

© Lanternix (Creative Commons)

Durch die Gleichsetzung mit dem Ba des Osiris besteht ein Zusammenhang mit Ba-djedet (Der Widder / Bock von Mendes, altägyptischer Lokalgott der Gauhauptstadt Mendes, seit dem Alten Reich bezeugt), der im Neuen Reich ebenfalls mit dem Ba des Osiris gleichgesetzt wurde, in der 26. Dynastie jedoch als weitere Erscheinungsform des Osiris galt.

© Public Domain - aus E. A. Wallis Budge (1857-1937), The Book of the Dead

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